Die unregelmäßig hellbraune Steinzeugflasche hat ein Fassungsvermögen von ca. 1 l und macht einen wenig sorgfältig gearbeiteten Eindruck, da in Massen produziert. Die Kreisrillen am Flaschenboden könnten auf eine Herstellung auf der Töpferscheibe deuten. Vom Henkel auf der Flaschenschulter sind nur noch Ansätze erhalten. Zwei wenig sorgfältig eingeprägte Brunnenmarken belegen die Funktion als Mineralwasserflasche. In einem runden Prägestempel unterhalb der Flaschenschulter gegenüber dem Henkel steht im äußeren Kreisrand schwer lesbar "E[MSER] MINER[AL]WASSER" mit einem kleinen Sechseckstern am Ende. Im Zentrum des Rundstempels ist in Kursivschrift "HN" für 'Provinz Hessen-Nassau' zu lesen (existierte 1868-1944). Darunter ist eine zweite, schräg nach rechts unten verlaufende Prägemarke, mit dem Text "[V]ictoria / Felsenquelle". Eine Herstellermarke ist nicht erhalten. Die Flasche hat einen möglicherweise noch originalen Korken. Von der Stempelung ist lesbar "Bingen Rhein", darüber ein wellenförmiges Zeichen und darüber stilisierte Weintrauben in einem Dreieck.
Der Name 'Victoria Felsenquelle' existierte seit 1867, nicht lange davor wurde die Mineralwasserquelle in Lahnstein (Ldkr. Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz), südlich von Koblenz und nicht weit von Bad Ems, erschlossen und wird bis heute wirtschaftlich genutzt. Die Flasche stammt damit aus der Spätphase der Henkelflaschen für Mineralwasser, die vielleicht bis ca. 1910 ging. Bereits im letzten Viertel des 19. Jhds. begannen Glasflaschen die Steinzeugflaschen zu verdrängen.