Die braun-weiße Ofenkachel zeigt eine stilisierte Jagdszene, erkennbar ist ein Jäger mit Hund. Sie stellt einen regionaltypischen Hausschmuck dar, wie er im Berchtesgadener Land weit verbreitet war. Diese Kachel hatte einen bekannten Vorbesitzer: Hermann Göring bezog 1934 ein Haus auf dem Obersalzberg, das er ganz im alpenländischen Stil einrichtete.
Göring legte enormen Wert auf seine Selbstinszenierung, die er je nach Situation anpasste. Am Obersalzberg zeigte er sich daher oft in landestypischer Tracht mit Lederhose und präsentierte sein Haus als gemütliches Heim in den Bergen – inklusive Kachelofen, für den wohl auch diese Kachel vermutlich in Handarbeit gefertigt wurde.
Nach Kriegsende gelangte die Kachel in den Besitz einer Familie, die einige Kilometer vom Obersalzberg entfernt lebte. Vater und Sohn nahmen sie aus der Ruine von Görings ehemaligem Haus mit. Solche Besichtigungen der ehemaligen Wohnsitze der NS-Prominenz inklusive mitgenommener „Souvenirs“ waren damals kein Einzelfall. Rasch entstand ein zunehmender Sensationstourismus um das frühere „Führersperrgebiet“.
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